Im zweiten Teil zu „Die Top 10 der häufigsten Cannabis-Krankheiten“ kommen wir nun zu 5 weiteren Übeln bei Hanfpflanzen, von denen man unbedingt gehört haben sollte, insofern man sich selbst um seine Lieblinge kümmert.

6. Blüten-/ Knospenfäule (Botrytis)

Blütenfäule (engl. Bud Rot), oder auch Grauschimmel genannt, ist eine der schädlichsten Infektionen für Cannabis-Pflanzen und kann u.a. durch Mehltau hervorgerufen werden. Nur zwei der über 1000 verschiedenen Septoria-Pilzarten befallen Cannabis- bzw. Hanfpflanzen, nämlich Septoria cannabis und Septoria neocannabina. Die Infektion kann sich rasend schnell ausbreiten und wirklich jeden Teil der Hanfpflanzen zerfressen – egal ob Blüten, Stiele oder Stämme. Für die meisten Grower ist diese Krankheit der wahre Horror, da sie die eigentlich erntereifen Knospen in einen einzigen Schimmel-Albtraum verwandelt. Deutliche Anzeichen für Blütenfäule sind ein Absterben der an die Knospe angrenzenden Blätter, eine Verfärbung der Blüte sowie Fäulnis an deren Basis. 

Von Grauschimmel befallene Cannabis-Pflanze mit verfaulter Blüte

Meistens treten die Symptome von Grauschimmel zuerst auf den unteren Blättern der Hanfpflanze auf. Während der Wachstumsphase breitet sich die Krankheit dann auch auf die restliche Pflanze aus. Dies führt letztlich dazu, dass die für die Pflanze überlebenswichtigen biologischen Prozesse gestoppt werden, das am Ende zum Absterben führt.

Die Symptome der Botrytis sind gerade für Anfänger nur durch akribische Beobachtung erkennbar: Ein Befall kennzeichnet sich zunächst durch konzentrische, gelbe Kreise auf der Blattoberfläche ab. Mit der Zeit kommt es zu weiteren Blattschäden und Chlorose. Die einheitlichen, runden Flecken bilden mit der Zeit dunkle Ränder aus und können nach und nach eine nachwachsende Zone in der Mitte ausbilden. Jeder dieser Flecken ist im Prinzip ein Sporen-Herd, wobei man die Sporen selbst als kleine, dunkle Punkte in der Mitte erkennen kann. Die Pilzsporen können im Boden überwintern und schlagen im Sommer dann wieder zu, wenn sie durch optimale Bedingungen reaktiviert werden. Hygiene und eine gewisse Sterilität sind besonders hier absolut wichtig.

Die Blütenfäule befällt die Cannabis-Blüten am Anfang nur von innen heraus und ist somit besonders heimtückisch. Da die Blüten erstmal nur ihre satt-grüne Farbe verlieren und zunächst gräulich-grün aussehen, erkennt man die Blütenfäule oft erst viel zu spät. Schreitet die Blütenfäule unbemerkt weiter voran, können die Flecken in weiterer Folge austrocknen und aufbrechen, sodass die Blätter aussehen, als hätten sie überall Einschussstellen. Ist die Infektion besonders schwer, kommt es zum Verwelken und Abfallen der gesamten unteren Belaubung.

Botrytis ist, ebenso wie unechter Mehltau, eine Folge einer konstant zu feuchten und zu warmen Umgebung. Meistens sind Anbaufehler in Kombination mit mangelnder Hygiene schuld. Seltener wird Septoria auch durch einen Stickstoffmangel im Substrat verursacht.

Um die Blütenfäule bei eurem Grow rechtzeitig zu erkennen, ist es empfehlenswert einen genauen Blick auf die Blätter, welche aus den Knospen wachsen zu haben. Sind die Blätter seltsam gefärbt und könnt ihr diese relativ mühelos (sanfter Ruck) aus den Knospen lösen, ist ein Befall durch Blütenfäule so gut wie sicher. Ist der Großteil des Blüten-Innenlebens verdorben, kann man die noch rettbaren Hanfpflanzen eigentlich nur so schnell es geht isolieren und großflächig zurückschneiden. Auf gar keinen Fall sollte man bereits angefaulte Pflanzenbestandteile nutzen, da der Konsum ernsthafte Gesundheitsprobleme nach sich ziehen kann!

7. Wurzelfäule (Pythium)

Wurzelfäule wird auch als Pythium bezeichnet und entsteht durch einen Pilz, der auf den Wurzeln der Cannabispflanzen lebt. Wurzelfäule kann nahezu überall auftreten: Indoor, sowie outdoor, in einer Vielzahl von Substraten und ebenso auch im Wasser von Hydrokultur-Systemen. Das Faulen der Wurzeln ist wohl die am meisten vorkommende Krankheit bei Pflanzen – nicht nur beim Cannabis-Anbau.

Generell wird die Krankheit sehr schwer und häufig zu spät erkannt. Für viele Grower sehen die Hanfpflanzen zunächst „einfach nur“ unter- oder überwässert aus, dabei faulen die Wurzeln schon viel zu lange vor sich hin. Wurzelfäule kann ebenso durch verschiedene Krankheitserreger, Pilze, Algen und Parasiten hervorgerufen werden, was am Ende aber zu denselben Symptomen führt.

Dieser Schimmelpilz lässt die Pflanzenbasis faulen und komplett verrotten. Somit verhindert er eine anständige Verwurzelung der Hanfpflanzen. Die Fäule kann gerade im Outdoor-Bereich auch von herabfallenden, abgestorbenen Blättern, Spinnennetzen, sowie von Larven und Insekten-Kokons hervorgerufen werden. Daher sollte der Boden immer von jeglichen Überresten freigehalten werden.

Erkennen kann man Pythium außerdem am Braunwerden des unteren Pflanzenstammes. Meistens können die braunen Schuppen zunächst noch leicht entfernt werden, später hinterlässt der Fäulnisprozess dann aber tiefgehende, bleibende Schäden an der Pflanzenbasis. Bei betroffenen Cannabis-Pflanzen verändert sich u.a. die Farbe der Wurzeln: Im Gegensatz zu schönen, weiß- bis cremefarbenen Wurzelsträngen, werdet ihr braune und schleimige Wurzeln vorfinden. Faulen diese schon eine Weile vor sich hin, stoßen sie irgendwann ihre äußere Schicht ab und legen einen fadenförmigen und schwachen inneren Kern frei.

Fauliges, braunes Wurzelwerk

Der Grund für stark hängende Blätter und Äste ist der darauffolgende Nährstoffmangel. Das angegriffene Wurzelsystem kann die Pflanze ganz einfach nicht mehr versorgen. Junge Hanf-Pflanzen sind besonders anfällig für Krankheiten und daher auch für Pythium. Bei einem schweren Befall, können die Cannabis-Stecklinge der Sturzkrankheit erliegen – das heißt, sie knicken irgendwann einfach ab. Durch die zunehmende Instabilität kann es aber auch bei erwachsenen Cannabis-Pflanzen zur Umfallkrankheit kommen.

Hydrokulturen sind wegen der häufig vorkommenden Algenbildung aber definitiv am anfälligsten dafür. Die Sporen vom Pythium verbreiten sich über das Wasser, weshalb der Schimmel in nassen, feuchten Umgebungen am besten wächst. Die sog. Schwarmsporen keimen bei einer Temperatur von ca. 15 Grad Celsius und die beständigen Sporen beginnen bei rund 28 Grad Celsius zu wachsen. Beim Hydro-Anbau kann bei einigen Systemen zumindest recht gut überprüft werden, ob das Wurzelwerk verfärbt, braun, verklumpt oder mit Schlamm bedeckt ist. Kokos- oder Bodenanbauer hingegen werden ziemlich wahrscheinlich erst nach einer Zeit durch einen fauligen, modrigen Gestank auf die Wurzelfäule aufmerksam.

8. Verticillium-Welke

Die Verticillium-Welke wird durch die Pilzarten „Verticillium dahliae“, sowie „Verticillium albo-atrum“ hervorgerufen und ist eine Erkrankung der Leitgefäße. Beide Verticillium-Arten sind bodenliebende Erreger und treten meistens gemeinsam auf. Sie werden oft bei größeren Neuanpflanzungen in die Böden eingeschleppt. Der Pilz deckt seinen Nährstoffbedarf aus toten, organischen Substanzen und zersetzt sie durch die Freisetzung von Verdauungsenzymen. Der Ahorn trägt unter den über 350 gefährdeten Wirtspflanzen das größte Risiko von der Verticillium-Welke heimgesucht zu werden. Das erkrankte Erscheinungsbild des Ahorns dürfte den meisten Menschen wohlbekannt sein. Bei Obstbäumen kennt man die Pilz-Krankheit auch unter der Bezeichnung Black Heart.

Bei Cannabis-Pflanzen hat die Verticillium-Welke ein ähnliches Erscheinungsbild wie die Fusarium-Welke und unterscheidet sich von dieser nur durch die Tatsache, dass sie hauptsächlich bei Pflanzen in Erd-Substrat auftritt, wenn die Erde zu nährstoffreich ist und/ oder es keine ordentliche Drainage gibt. Warme Temperaturen zwischen 21 und 24°C sind ebenfalls günstige Voraussetzungen für die Krankheit.

Welkende, verfärbte Hanfpflanzen

Die Verticillium-Pilze bewirken ein Verwelken mehrerer Pflanzenteile und im schlimmsten Fall führt ein Befall zum Sterben der gesamten Cannabis-Pflanze, da sie die Flüssigkeitszirkulation stören. Die Blätter verfärben sich meistens zuerst am Rand und zwischen den Blattadern chlorotisch und danach braun. Die Zweige eurer Hanfpflanzen werden – je wärmer die Temperaturen sind – stark austrocknen. Neben herabhängendem, vergilbtem Laub ist die Welke an einem dunkelbraunen Pflanzenstamm (ausgehend von der Basis) zu erkennen.

Die Äste werden innen wahrscheinlich braun-schwarz verfärbt sein, solltet ihr eure Pflanzen beschneiden. Dunkle Stile sind ein eindeutiges Indiz dafür, dass sich der Pilz schon viel zu tief ins Pflanzeninnere gefressen hat. Daher stehen die Überlebenschancen für befallene Hanfpflanzen mehr als schlecht und auch ein Zurückschneiden wird wenig retten können.

Sobald die Symptome des Verticillium-Pilzes auftreten ist es eigentlich schon zu spät. Da es keine Möglichkeiten gibt diese Welke zu behandeln, kann man diesen Pilz im Prinzip als unheilbar bezeichnen. Letztendlich hilft eurer Cannabis-Kultur nur Sauberkeit, gute Belüftung, hochwertiges und keimfreies Substrat mit gutem Drainagevermögen (Entwässerung), sowie eine angemessene Bewässerung. Und das am besten BEVOR es zu einem Pilzbefall kommt.

9. Tabak-Mosaik-Virus (TMV)

Das 1892 entdeckte Tabak (Mosaik) Virus ist das bekannteste und am häufigsten vorkommende Virus bei Cannabis und infiziert neben Tabak-Pflanzen auch viele andere Nutzpflanzen wie z.B. Paprika und Tomaten. Es ist ein „Contagium Vivum Fluidum“ bzw. ein ansteckender, löslicher Erreger, der mechanisch weitergegeben wird. Das Virus ist außerdem ziemlich hartnäckig und bleibt sehr lange stabil. Im getrockneten Tabak kann es bis zu 100 Jahre bestehen und überträgt sich leicht weiter. Aus diesem Grund sind gerade Raucher auf Plantagen und bei Zuchtexperimenten oft nicht gerne gesehen.

Mit dem TMV in Zusammenhang steht übrigens auch das Hanfmosaik-Virus (HMV), welches neben dem Hanfstreifen-Virus (HSV) zu den bisher untersuchten Pflanzenviren bei Cannabis-Pflanzen zählt. Das Hanfmosaik-Virus ist ein sog. cowpea-Stamm des TMV, weshalb man davon ausgehen kann, dass die Symptomatik ähnlich ist.

Geschichtliche Bedeutung erlangte das hoch infektiöse TM Virus deshalb, weil mit ihm erstmals eine Krankheitsübertragung ohne Bakterien nachgewiesen werden konnte. Weil die Mosaik-Krankheit durch direkten Kontakt zwischen den Pflanzen sehr leicht übertragen werden kann, ist sie ökologisch von großer Bedeutung. Auch andere Tiere, Schädlinge und die Grower selbst können das Virus weitertragen und verbreiten. Im Gegensatz zu einigen anderen Pflanzenviren ist das TMV außerdem äußerst hitzestabil. Es ist nicht nur das erste beschriebene Virus überhaupt, sondern vermutlich auch eines der am weitesten verbreiteten Viren weltweit.

Ein Befall durch das Mosaik Virus ist vor allem im Sommer und im Herbst sehr wahrscheinlich, wenn viele geflügelte Blattläuse Saison haben, die das Virus weitertragen. Andere Pflanzen können natürlich auch Überträger sein. Somit sind auch Kreuzinfektionen nicht selten (von Hanfpflanzen auf Tomaten und andersrum). Es kann zudem vorkommen, dass Pflanzen nur stille Überträger sind – d.h. sie sind infiziert und geben das Virus weiter, auch wenn sie keine Symptome zeigen.

Für das TMV perfekte Bedingungen sind Temperaturen über 4 ºC und eine mäßige Luftfeuchtigkeit.

Tabak Mosaik Virus am Blatt einer Weinrebe

Sind Cannabis-Pflanzen mit dem TMV infiziert, bilden sich auf den jüngeren Blättern ringförmige, gelb-grüne Flecken, sowie runde Formen und gewundene Linien. Diese Symptomatik kann man auch beim Befall anderer Pflanzen feststellen (das Bild links zeigt den TMV am Beispiel einer Weinrebe). Generell kommt es zu einer seltsamen Blattfärbung: Es bilden sich mit der Zeit auch braune Blätter mit verbrannt aussehenden Ecken, sowie hell-gelbe Streifen am alten und neuen Wuchs aus. Auch dunkel-violette bis schwarze Flecken sind ein deutliches Zeichen für das Virus. Die älteren Blätter bekommen dann das bezeichnende gelbe Mosaik-Muster. Rot oder violett gefärbte Zweige, ungewöhnlich blasse Mosaik- und Sprenkel-Flecken auf den Blättern, sowie ein verdrehtes Blattwachstum sind weitere mögliche Indizien für das TMV. Zudem werden auch die Blüten von Cannabis-Pflanzen kleine saft- und kraftlose Gebilde bleiben.

Im Allgemeinen verursacht der TMV Virus eine dauerhafte Schwächung der Hanfpflanzen, da durch die geschädigten Blättern keine vollständige Photosynthese mehr stattfinden kann. Das stagnierende Wachstum und Zwergwuchs werden aber auch durch die Verlangsamung des Wurzelwachstums verursacht. Man muss leider damit rechnen, dass mit TMV infizierte Pflanzen immer unterentwickelt bleiben werden, was sich natürlich am Ende auch auf den Ertrag niederschlägt.

Ist das Virus einmal in eure Pflanzen gelangt, gibt es leider keine Möglichkeit mehr das Ganze zu kitten. Infizierte Pflanzen werden das Virus immer in sich tragen – dafür gibt es keine Heilung. Bei Verdacht auf TMV, sollten die betroffenen Cannabis-Pflanzen sofort aus dem Growroom entfernt und unter Quarantäne gestellt werden. Auch Cannabis-Klone sollte man aus den erkrankten Hanfpflanzen natürlich nicht mehr herstellen. Des weiteren ist wie immer auf absolute Sauberkeit und Hygiene zu achten. Gerade für Raucher als potentielle Überträger gilt, sich vor dem Betreten des Growrooms immer zuerst gründlichst die Hände zu waschen.

10. Latenter Hopfen-Virus (Hop Latent Viroid)

Das Latente Hopfen-Viroid (Kurzform: HpLVd oder HLV) wird zwar oft als Cannabis-Virus beschrieben, ist aber konkret ein pathogener RNA-Erreger, der speziell bei Pflanzen auftritt und daher als Viroid bezeichnet wird. Viroiden sind die kleinsten bekannten Erreger mit Genom und 80 bis 100 Mal kleiner als die kleinsten Viren. Das Latente Hopfen-Viroid wurde erstmals 1987 bei Hopfenpflanzen entdeckt, die bekanntlich zur gleichen Pflanzenfamilie wie Cannabis zählen. Daher auch der Name. Das HpLVd ist ein infektiöser Erreger und kann wie andere Viren bzw. Viroide lange Zeit inaktiv bleiben, bis es schließlich Symptome zeigt. Viele erkrankte Pflanzen weißen überhaupt keine Symptomatik aus. Aus diesem Grund spricht man von einem latenten Viroid. Das Virus breitet sich häufig erst in aller Ruhe aus, bis es durch stressbedingte Umstände wie Hitze, Nährstoffmangel, Ungezieferbefall, etc. irgendwann wieder aktiviert wird.

Es wird vermutet, dass dieses Viroid um 2014 herum auf die Cannabispflanze übertragen wurde. Offiziell wurde es dann 2019 auf einer kommerziellen Cannabis-Farm in Kalifornien identifiziert. Dort wird die Krankheit auch als „Dudding Pathogen“ (Blindgänger-Krankheit) bezeichnet. Gründe für den dortigen Ausbruch der Krankheit sollen die mangelnden Schutzmaßnahmen, Hygiene- und Inspektionsvorschriften zu Beginn der Cannabis-Legalisierung gewesen sein. Auch wenn es in den USA bereits erste Behandlungsversuche gibt, steckt die Forschung weiterhin in den Kinderschuhen. Generell wird geraten die Finger von Saatgut aus Kalifornien und Umgebung (amerikanische Westküste) lieber zu lassen, damit das latente Viroid nicht noch weiter verbreitet wird.

Das Viroid verbreitet sich mit einer Infektionsrate von 25-30% mechanisch von Pflanze zu Pflanze, über tierische Schädlinge, über Werkzeuge wie Scheren, Skalpelle, etc., als auch über das Saatgut und die Stecklinge infizierter Pflanzen. Da es viele asymptomatischen Cannabis-Pflanzen gibt, ist es fast nicht möglich infizierte Pflanzen zu erkennen und rechtzeitig aus dem Verkehr zu ziehen. Da die Krankheit relativ spät entdeckt wurde, wissen die meisten Anbauer bis zum Ausbruch von Symptomen nicht, dass ihre Pflanzen überhaupt kontaminiert sind. Auch wenn Cannabis-Pflanzen durch den Latenten Hopfen-Virus in der Regel nicht getötet werden, so leiden – ähnlich wie beim TMV – Quantität und Qualität der Ernte deutlich darunter.

Sind Cannabis-Pflanzen mit dem HpLVd infiziert, weißen sie während des vegetativen Stadiums häufig kürzere Internodien-Abstände, kleinere und teilweise missgebildete Blätter und einen kürzeren Wuchs auf. Insgesamt wirken die Phänotypen eher schwächlich, wobei der Kraftverlust beim Wachstum bei ca. 30% liegt. In der Blütephase entwickeln sie zudem kleinere, lockerere Buds mit weniger Geruch sowie Geschmack. Die Produktion von Harzen und Trichomen geht zudem merklich zurück. Außerdem kann die Potenz bzw. der Cannabinoid-Gehalt der Blüten um bis zu 50% sinken. Insgesamt hat das Viroid bei Cannabis-Pflanzen wesentlich vernichtendere Folgen als beim Hopfen.

Der schnellste Weg, um eine Infektion festzustellen ist ein sog. Screening-Test (z.B. ein qPCR-Test), den aber hauptsächlich kommerzielle Grower durchführen. Dies liegt einerseits an der mangelnden Verfügbarkeit und andererseits an den fehlenden finanziellen Mitteln des Durchschnitts-Growers.
Zwei Faktoren führen also hauptsächlich zu einer Infektion: Mangelnde Hygiene in den Anbaubetrieben und die Verbreitung durch Cannabis-Stecklinge, die von infizierten Mutterpflanzen stammen. Als Hauptquelle für eine Kontaminierung wurden nach längerer Forschung alle Arten von Schneidewerkzeugen ausgemacht, die nicht sachgemäß desinfiziert wurden. Größere Unternehmen bzw. kommerzielle Betriebe können ihre Cannabis-Sorten durch In-vitro-Vermehrung von Viren befreien. Für die große Masse gibt es aber noch keine leistbare Methode, die Viren eliminiert. Für den Durchschnitts-Grower gilt also wie immer: Gewissenhaftes, sauberes Arbeiten, Sterilisieren der gesamten Ausrüstung und Isolation von Pflanzen mit Symptomen. Und schließlich: Es gilt immer darauf achten, dass man Stecklinge und Saatgut aus seriösen Quellen bezieht!